Vorlesen -Warum?!

Kinder, die mit Vorlesen aufwachsen, profitieren in der Regel davon. Darauf weisen einige wissenschaftliche Studien hin. Vorlesen wirkt sich nämlich positiv auf die Sprachentwicklung von Kindern aus. So bilden Kinder, denen vorgelesen wird, im Vergleich mit Kindern ohne Vorleseerfahrungen oftmals einen umfangreicheren Wortschatz und erlangen ein besseres Textverständnis.

Doch es gibt noch weitere Gründe, Kindern vorzulesen:

  • Förderung der Sprachentwicklung
    Man kann quasi nicht früh genug damit beginnen, Kindern vorzulesen. In diesem frühen Stadium der Entwicklung spielen Bilderbücher eine große Rolle. Durch das Benennen und Betrachten von Gegenständen, kombiniert mit erzählerischen Elementen der Eltern, erlangen Kinder hierbei sprachliche Kompetenz und sie erweitern ihren Erfahrungshorizont.
    Ein Beispiel: Kinder, die noch nie auf einem Bauernhof waren, können durch ein entsprechendes Bilderbuch dennoch etwas über Tiere auf dem Bauernhof lernen. Durch Bilder begreifen sie das Aussehen der Tiere, beim Vorlesen können die Eltern die Laute der Tiere nachahmen.
    Ein weiterer Vorteil: Beim Betrachten von Bilderbüchern erlernen Kinder schon früh die Unterscheidung von realen Gegenständen zur Abbildung von Gegenständen. Sie begreifen also, dass das abgebildete Schwein im Bauernhof-Bilderbuch nur ein Bild ist und eben kein reales Schwein.
  • Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung
    In Familien wird Kindern in der Regel von ihren Eltern vorgelesen. Ein wesentliches Unterscheidungskriterium im Vergleich zum Fernsehen, da die Eltern dem Kind vertraut sind. Diese Nähe
    und Vertrautheit zum Kind macht sich in der Vorlesepraxis bemerkbar. Denn neurowissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Kinder das Vorlesen mit Bezugspersonen oftmals mit dem Gefühlverbinden, geliebt zu werden. Um diese Bindung zu stärken und den Vorlesestoff nochmals tiefer insBewusstsein zu rufen, lohnt es sich, die Geschichten mit dem Kind im Anschluss zu besprechen.
  • Entwicklung von Empathie und Fantasie
    Vorlesen fördert die Empathiefähigkeit von Kindern. Konkret bedeutet das, Kinder erlangen die Kompetenz, sich in Mitmenschen hineinzuversetzen und Geschehnisse außerhalb ihres eigenes Horizonts emotional besser einordnen zu können. Kinder reflektieren die ihnen vorgelesenen Geschichten und lernen dadurch, wie sie bestimmte Alltagssituationen einordnen können.
    Neben der Empathie wird außerdem die Fantasie gefördert. Geschichten und Erzählungen regen häufig die Fantasie von Kindern an. Sie fühlen sich inspiriert, weitere Welten rund um das Vorgelesene zu schaffen. Psychologen schätzen die Bedeutung des Vorlesens für die Fantasieentwicklung durchaus als hoch ein. Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, ob den Kindern vorgelesen wird oder Sie sich selbst eine Erzählung ausdenken, z. B. indem Sie die Thematik in einem Bilderbuch aufgreifen.
  • Positive Einstellung zum Lesen
    Durch Vorleseerfahrungen entwickeln Kinder häufig eine positive Einstellung zum Lesen. Dadurch fällt es ihnen später einfacher, Lesen als nicht besonders anstrengend zu betrachten. Sie empfinden das Lesen später eher als Spaß bringende denn als langweilige Beschäftigung. Somit ist es auch wenig überraschend, dass Personen, denen als Kind vorgelesen wurde, im Erwachsenenalter häufiger zum Buch greifen. Sie lesen häufiger und auch länger.

Vorlesen bringt also aus genannten Gründen viele Vorteile für Kinder mit sich. Nicht nur die positive Auswirkung auf die Sprachentwicklung ist hervorzuheben, es gibt auch Hinweise darauf, dass auch die ganzheitliche Entwicklung durch Vorlesen profitieren kann, was sich beispielsweise durch bessere Schulnoten ausdrückt. Kindern vorzulesen lohnt sich also, da kognitive, soziale und emotionale Kompetenzen gefördert werden. Dabei gilt auch: je häufiger, desto besser.


Weiterführende Informationen zu diesem Thema

Fachliteratur:

  • Becker, M. (2018). Wie Vorlesen wirkt. Buch&Maus, 1, 2–5. https://www.sikjm.ch/medias/sikjm/publikationen/buchundmaus/bm1-18-teil1-wie-vorlesenwirkt.pdf
  • Gressnich, E., Müller, C., & Stark, L. (Eds.). (2015). Lernen durch Vorlesen: Sprach- undLiteraturerwerb in Familie, Kindergarten und Schule (1. Edition). Narr Francke Attempto.
  • Groeben, N. (2011). Lesesozialisation in der Mediengesellschaft: ein Forschungsüberblick.
  • Singer, J. (1995). Die Entwicklung der Phantasie: Spielen und Geschichtenerzählen als Vorstufen desLesens. In B. Franzmann (Ed.), Auf den Schultern von Gutenberg. Medienökologische Perspektivender Fernsehgesellschaft.
  • Wolf, M. (2009). Das lesende Gehirn. Wie der Mensch zum Lesen kam – und was es in unserenKöpfen bewirkt (1. Edition). Spektrum Akademischer Verlag.

Informationen im Internet: